
Stand: 03.08.2021 09:42 Uhr
Der vermisste belarusische Aktivist Schischow ist tot. Er sei in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erhängt in einem Park entdeckt worden, teilte die Polizei mit. Sie gehe auch dem Verdacht eines als Suizid getarnten Mordes nach.
Der als vermisst gemeldete Chef einer belarusischen Exil-Gruppe, Vitali Schischow, ist in der Ukraine tot aufgefunden worden. Das gab die ukrainische Polizei bekannt. Schischow sei in der Hauptstadt Kiew erhängt in einem Park aufgefunden worden, nicht weit entfernt von seinem Wohnort.
Die Polizei leitete nach eigenen Angaben ein Ermittlungsverfahren ein. Dabei werde neben anderen Möglichkeiten auch dem Verdacht nachgegangen, dass es sich um einen als Suizid getarnten Mord handeln könnte. In der Nähe von Schischows Leiche seien persönliche Gegenstände und sein Mobiltelefon gefunden worden.
Schischow habe sich verfolgt gefühlt
Schischow war am Montag von einer ihm nahestehenden Person als vermisst gemeldet worden, nachdem er von einem morgendlichen Dauerlauf nicht zurückgekehrt sei. Zuvor hatte er Medienberichten zufolge darüber geklagt, sich verfolgt zu fühlen.
Der Aktivist leitete die Organisation „Belarusisches Haus in der Ukraine“. Die Gruppe kümmert sich um Unterbringung, Aufenthaltsgenehmigungen und Arbeitsplätze für aus Belarus geflohene Gegner von Präsident Alexander Lukaschenko.
Schischows Organisation sprach von einer „geplanten Operation“ der belarussischen Führung zur „Eliminierung“ eines Regierungskritikers. Es sei offensichtlich, dass die belarusischen Geheimdienste Schischow getötet hätten, der eine „echte Bedrohung für das Regime“ in Minsk gewesen sei.
Massenproteste nach umstrittener Wiederwahl
Lukaschenko ließ zuletzt mit einem Kampfflugzeug eine Passagiermaschine beim Überflug über Belarus abfangen und nach der erzwungenen Landung einen bekannten Oppositionellen und dessen Freundin festnehmen. Westliche Staaten haben deshalb Sanktionen gegen die Regierung in Minsk erlassen.
Vergangenen August wurde Lukaschenko nach offiziellen Angaben wiedergewählt, die Opposition geht von Wahlbetrug aus. Gegen die monatelang anhaltenden Massenproteste ging Lukaschenko mit dem massiven Einsatz von Sicherheitskräften vor, Hunderte Menschen wurden verhaftet.
Belarusen fliehen vor Lukaschenkos Repressionen
Viele Belarusen fliehen daher vor den Repressionen des Staatsapparats ins Ausland. In den vergangenen Tagen hatte der Fall der belarusischen Olympia-Athletin Kristina Timanowskaja international für Aufsehen gesorgt.
Timanowskaja sollte nach kritischen Äußerungen über Sportfunktionäre ihres autoritär geführten Heimatlandes mutmaßlich aus Tokio entführt werden. Mittlerweile steht die 24-Jährige unter dem Schutz der japanischen Polizei und soll demnächst nach Polen ausreisen.
von Tagesschau